Der Agrotourismus (auch: Agritourismus oder Landurlaub) ist eine Form des Fremdenverkehrs, bei der ländliche Gebiete besucht werden. Ein Ziel der Reise ist es, die Reisenden in engen Kontakt mit den Gastgebenden zu bringen. Die bekannteste Form von Agrotourismus ist wohl Urlaub auf dem Bauernhof.
Wichtiges auf einen Blick
- Agrotourismus findet in ländlichen Gebieten oder kleinen Ortschaften statt
- Ein wichtiges Ziel ist der enge Kontakt zu den Gastgebern und Einheimischen
- Neben dem Erleben des Alltags der Landwirte, stehen auch aktive und naturnahe Erlebnisse auf dem Plan
- Die bekannteste Form des Agrotourismus ist Urlaub auf dem Bauernhof
Beschreibung von Agrotourismus
Der wichtigste Punkt von Landtourismus und der Grund, aus dem die meisten Reisenden sich für diese Art von Urlaub entscheiden, ist die Nähe zu den Gastgebenden und zur Kultur der besuchten Region.
Landtouristen kommen oft aus eher städtischen Gegenden und wollen einfach mal Landluft schnuppern. Sie interessieren sich für den Alltag der Landwirte und wollen diesen gern näher kennenlernen.
Es gibt eine Vielzahl von Sparten und Erscheinungsformen die alle zum Agrotourismus zählen können:
- Bio- oder Gesundheitstourismus
- Besuch von Obsthöfen oder Winzereien
- Urlaub auf dem Bauernhof oder Reiterhof
- Kinder- oder Familientourismus
- Wander- oder Radurlaub
- Spezielle Angebote für Allergiker, Behinderte, Wellness
Ziele des Agrotourismus
Der klassische Landtourismus richtet sich vor allem an Familien mit Kindern. Aber auch Menschen, die gern einfach mal Natur und das Leben in oder nahe an einem Agrarbetrieb kennenlernen wollen, betreiben Agrotourismus.
Die folgenden Ziele verfolgen Urlauber mit Landtourismus:
- Kultur und Traditionen kennenlernen
- Am Alltag der Gastgeber teilnehmen und in Abläufe auf dem Hof reinschnuppern
- Aktiven und authentischen Urlaub genießen
- Nähe zur Natur
- Bewussteren Umgang mit Lebensmitteln lernen (z.B. wo kommt mein Fleisch her)
Während Agrotourismus bis vor ein paar Jahren ausschließlich Urlaub auf dem Bauernhof bedeutete, gibt es mittlerweile viele verschiedene Optionen für Unterkünfte. So muss die Übernachtung nicht mehr nur in einem bäuerlichen Betrieb stattfinden, es kann auch ein Hotel, ein Gasthof oder eine Ferienwohnung sein.
Aktivitäten im Landurlaub
So unterschiedlich die Erscheinungsformen des Agrotourismus sein können, so breitgefächert sind auch die Aktivitäten, denen Reisende nachgehen können:
- Mithilfe auf dem Bauernhof (z.B. Tiere füttern, Kühe melken, Gemüse und Obst ernten)
- Lernen und Mithilfe bei der Herstellung von Produkten (z.B. Käse, Honig, Wein)
- Kochkurse oder gemeinsames Kochen mit den Gastgebern
- Reitkurse oder Reitausflüge
- Wanderungen, Radtouren, Spaziergänge
- Besuch von Museen oder Sehenswürdigkeiten
- Wellness
Wo gibt es Agrotourismus
Landtourismus kann überall betrieben werden, wo es ländlich ist. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind Regionen in Berg- und Alpennähe besonders beliebte Ziele für Landtouristen.
Auch in Italien und Südtirol ist der Agriturismo, wie er dort genannt wird, weit verbreitet.
Als weiter entfernte Reiseziele können Australien und Neuseeland mit ihren Farmstays genannt werden. Dabei handelt es sich allerdings oft eher um längerfristige Angelegenheiten, bei denen die Reisenden für Kost und Logis auf einer Farm arbeiten. Dies ist vor allem bei jungen Reisenden und Backpackern beliebt, die sich so die Ausgaben für die Unterkunft sparen.
Oft sind das Vollzeitjobs, bei denen nicht so viel Freizeit übrig bleibt, wie das beim klassischen Agrotourismus der Fall sein sollte. Das Hauptziel ist hier das Sparen von Geld, während man trotzdem an den freien Tagen etwas vom Land sehen kann.
Landtourismus in Deutschland – Urlaub auf dem Bauernhof
Die ganz klassische Variante des Urlaub auf dem Bauernhof ist es, wenn die Reisegäste im gleichen Haus schlafen wie die Gastgeber. Bei alten, traditionelle Bauernhöfen handelt es sich meist um große Häuser. Sie sind oft so konzipiert, dass es extra Räume gibt, die früher für Erntehelfer oder Mägde gedacht waren. Diese werden von der Familie nicht aktiv genutzt und zu Fremdenzimmern umfunktioniert, manchmal werden sogar kleine Einliegerwohnungen angeboten.
In Deutschland gibt es für diese Tourismusbranche die Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus (BAG). Sie ist Ansprechpartner für die Dienstleister im Landurlaubssektor und vertritt deren Interessen in der Öffentlichkeit. Die BAG ist zudem für die Sicherung der Qualität, Marketing- und Weiterbildungsmaßnahmen zuständig.
Laut der BAG sinkt die Anzahl der Anbieter seit ein paar Jahren. Rund 85 % der erfassten Anbieter betreiben auch tatsächlich aktiv Landwirtschaft.
Das Alleinstellungsmerkmal des Landtourismus beschreibt die BAG mit der Authentizität dieser Art des Urlaubs. Die Nähe zum Gastgeber und die familiäre Atmosphäre sind einzigartig und in keiner anderen Form des Tourismus so zu finden.
Für Gastgeber gibt es verschiedene Zertifizierungen der BAG. Anerkannte Urlaubshöfe können mit einem Qualitätssiegel ausgezeichnet werden, das die Erlebnis- und Servicequalität der Unterkunft prüft. Auch von der DLG gibt es verschiedene Siegel und Auszeichnungen
Vorteile des Agrotourismus
Einige Vorteile und positive Eigenschaften die Touristen am Landurlaub schätzen, sind die folgenden:
Einzigartige Erlebnisse und Erinnerungen
Der Landtourismus steht vor allem für seine Authentizität. Kleine, persönliche Unterkünfte gehen mit interessanten Aktivitäten und Erlebnissen einher, die nicht nur Spaß machen, sondern auch den Horizont erweitern. Der enge Kontakt zum Gastgeber kann so einen Urlaub zu etwas Besonderem machen
Hilft der regionalen Wirtschaft
Für Bauern im Vollerwerb kann die Aufnahme von Touristen eine Hilfe und ein zusätzliches Einkommen sein. Agrotourismus steht im extremen Gegensatz zu Massentourismus. Landtouristen nutzen vorwiegend ansässige Unternehmen für ihre Aktivitäten, was der regionalen Tourismuswirtschaft sehr zugutekommt.
Spielerisch lernen
Besonders für Familien mit Kindern kann der Agrotourismus die Chance darstellen, dem Nachwuchs diese überaus wichtige Branche der Wirtschaft näher zu bringen. Sie lernen, woher Milch, Eier und Gemüse kommen und lernen einen besseren Umgang mit Tieren.
Nachteile des Landtourismus
Landtouristen laufen zuweilen Gefahr, als billige Arbeitskräfte ausgenutzt zu werden. Im Ausland wird dies zum Beispiel bei Famstays in Australien oder Neuseeland gern praktiziert. Dort kommen junge Menschen hin, die die Welt sehen wollen, und werden dann als Erntehelfer eingesetzt und müssen teilweise viele Stunden arbeiten.
Touristen sollten deshalb immer achten, dass ihr Gastgeber sich nicht als schwarzes Schaf entpuppt und seinen Vorteil aus den Gästen zieht. Auch wenn das Ziel des Urlaubs sein soll, den Alltag der Landwirte kennenzulernen, so sollten die Reisenden trotzdem genügend Freizeit haben, um andere Dinge zu tun. Es ist schließlich ein Urlaub, der auch zur Entspannung dienen soll.
Schwarze Schafe gibt es leider immer. So können Reisende auch einmal das Pech haben, an einen unfreundlichen Gastgeber zu geraten oder in einer heruntergekommenen Unterkunft untergebracht werden. Qualitätssiegel und Zertifikate können diese Gefahren verringern. Auch durch persönlichen Kontakt zum Gastgeber, zum Beispiel in Form eines Telefonats vor dem Urlaub, können Reisende feststellen, ob die Chemie stimmt.
Häufige Fragen zum Thema Agrotourismus
Wer macht Landtourismus?
Landtourismus ist perfekt für Familien mit Kindern oder Menschen, die einfach mal aus der Stadt rauswollen.
Ist Agrotourismus nur was für Familien mit Kindern?
Mittlerweile gibt es den Agrotourismus in vielen Erscheinungsformen. Erwachsene können zum Beispiel ihren Urlaub auf einem Winzerhof verbringen oder einen Wanderurlaub daraus machen.
Kann ich im Landurlaub entspannen?
Für Leute, die gerne den ganzen Tag am Strand liegen oder den gesamten Urlaub am Hotelpool verbringen, ist Landurlaub nichts. Touristen werden hier aktiv und packen mit an.
Wo kann ich Agrotourismus machen?
So ziemlich überall, wo es Bauernhöfe oder ähnliches gibt. Beliebte Gebiete sind in Alpennähe in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch Italien, Südtirol und Mallorca sind bekannt dafür.